14. März 2024
Besuch bei der SIGA AG, Ruswil https://www.siga.swiss/ch_de
Patrick Hager, Regionalverkaufsleiter Schweiz, begrüsst uns und informiert kurz über die die Geschichte der SIGA, deren Vision lautet: «Wir streben nach einer Welt, in der Gebäude keine Energie verschwenden.»
Besitzer der SIGA ist die zweite Generation von der Gründerfamilie (Sieber und Gadient), mit Marco und Reto Sieber, und die dritte Generation ist ebenfalls bereits aktiv im Werk tätig. Die Geschäftsleitung besteht aus vier Mitgliedern. Entscheidungen dürfen nur getroffen werden, wenn sich alle vier GL-Mitglieder einig sind. Heute ist die SIGA weltweit in 24 Ländern tätig und beschäftigt 624 Mitarbeitende. Im Fokus der Geschäftstätigkeit steht die stete Frage, wie Energieverluste in Gebäuden vermeidbar sind, denn rund 50 % des weltweiten Energieverbrauchs werden durch Gebäude verursacht.
Um Energieverlusten entgegenzuwirken, produziert die SIGA in Ruswil und Schachen luft-, wind- und regendichte sowie wohngiftfreie Folien, Klebstoffe und Klebebänder, die höchste Qualitätsanforderungen erfüllen. Dabei hat sich die SIGA auf die kundenspezifische Fertigung spezialisiert. Für den Bau energieeffizienter Gebäude unterstützt die SIGA Architekten, Bauherren und Verarbeiter in allen Fragen, um Energieverluste in Um- und Neubauten zu vermeiden. Hierfür werden in der SIGA Academy in Ruswil jährlich etwa 2000 Personen empfangen, und rund 25‘000 Kunden werden weltweit im Handwerksbetrieb oder auf der Baustelle in diversen Ländern geschult.
Im Jahr 2019 wurde in Schachen das SIGA-Innovationscenter eröffnet (davon sehen wir ein Video), um Forschung und Entwicklung für Qualitätsoptimierungen, die Entwicklung neuer Produkte sowie die Rationalisierung von Produktionsprozessen, zu zentralisieren. So wird z.B. – in Anlehnung an das Toyota-Managementsystem – alle 10 Tage analysiert, was in der Fertigung an den Maschinen noch besser und rationeller gemacht werden könnte. Die SIGA-Mitarbeitenden gelten dabei als wichtigste Ressource für den Erfolg.
Produktion
Durch die riesige Produktionshalle führt uns Marco Lustenberger. Leider dürfen wir hier nicht fotografieren, denn die 40 Meter lange Beschichtungsanlage und viele Details sind sehr beeindruckend. Für die Herstellung von Membranen werden unterschiedliche Grundstoffe benötigt. Die meisten wurden von der SIGA entwickelt, werden nach SIGA-Rezeptur von Rohstoffspezialisten hergestellt und bis zu zweimal täglich angeliefert. Gearbeitet wird im Zweischichtbetrieb. Höchst erstaunlich ist die Tatsache, dass sämtliche Produkte frei von Chemikalien sind und massgenau vorfabrizierte Membranen innerhalb von 3 Arbeitstagen auf eine Baustelle geliefert werden können.
An der 40-Meter-Beschichtungsanlage (in Schachen steht sogar eine 70 Meter lange Anlage) werden die Dichtungsfolien vollkommen automatisiert hergestellt. Auf der Anlage in Ruswil werden 9 Standardprodukte fabriziert. Einzelne Beschichtungskomponenten werden in flüssiger Form in riesigen Tanks gelagert und je nach Bedarf über ein Rohrsystem der Anlage zugeführt. Einzelne Bahnen sind in der Regel 1,5 bis 3 Meter breit und 50 Meter lang, werden auf Rollen gewickelt, kommen dann auf Paletten und müssen 24 Stunden lang ruhig lagern.
Auf einer Anschlussanlage können aus 1,5 Meter breiten Membranen Klebbänder auf eine bestimmte Breite geschnitten, mit Klebstoff beschichtet, aufgerollt und von Robotern in Kartons verpackt werden. Die Endkontrolle vollgepackter Kartons erfolgt auf einer hochsensiblen Gewichtskontrollanlage.
Am Ende der Produktionshalle befinden sich Maschinen und Arbeitsplätze für die Verarbeitung kleinerer kundenspezifischer Aufträge. Hier werden Bänder genau nach dem Bedarf des Kunden auf bestimmte Längen und Breiten zugeschnitten.
Forschung und Entwicklung
Im Werk in Schachen tüfteln 30 Mitarbeitende laufend an der Entwicklung neuer Produkte und permanent angestrebter Optimierung von Klebestoffen. Das Labor in Ruswil, wo wir von Urs und Claudia (beide seit Jahren in der SIGA-Produktentwicklung tätig) empfangen werden, dient in erster Linie für Schulungszwecke. Hier erfahren wir einiges über Klebstoffe und deren Zusammensetzungen, damit alle Arten von SIGA-Verklebungen auf unterschiedlichsten und teils porösen Untergründen (Holz, Metall, Beton etc.) dicht und haltbar bleiben. Zahlreiche SIGA-Klebstoffe bieten zudem den Vorteil, dass sie bei allen Temperaturen verarbeitet werden können.
In der SIGA-Forschung werden sämtliche Entwicklungsschritte und Testergebnisse digital aufgezeichnet. Von 1000 getesteten Versionen bleiben durchschnittlich 5 Zusammensetzungen, die den Zielen bestimmter Qualitätsanforderungen genügen. Neu entwickelte Produkte, für bestimmte Anwendungen, gehen zuerst in einen Testmarkt und gelangen erst nach erfolgreicher Testphase in die Produktion und den Verkauf. Ein solcher Prozess dauert in der Regel 5 bis 7 Jahre.
Wir erleben im Labor ein paar höchst interessante Belastbarkeits-Experimente, z.B. mit verklebten Folien, die blitzartig festkleben und sofort voll belastbar sind. Absolut erstaunlich ist und bleibt das SIGA-Kunststück, all die hochwertigen Produkte (inkl. Klebstoffe) ohne giftige Chemikalien herzustellen.
Wir danken der SIGA für die interessante und lehrreiche Führung, den offerierten Apéro, die schriftlichen Produktinformationen und das robuste Cutter-Messer.
Vor Beginn der Führung ein Gruppenbild von SIGA-Interessierten (3 Personen warten bereits beim Eingang und fehlen auf dem Bild).
Im grosszügigen Auditorium werden wir von Patrick Hager begrüsst und über Geschichte, Produkte und die Unternehmenskultur der SIGA informiert.
Urs und Claudia empfangen uns im Labor und vermitteln uns einiges Wissen über die Erfolgsgeschichte der SIGA-Folien und deren Verarbeitung.
Hier im Ruswiler Labor lernen wir vieles über SIGA-Produkte und erleben höchst interessante Experimente über Halt- und Reissfestigkeit von SIGA-Folien und deren Verklebungen.
Text Anita Herzig
Bilder Hans Rudolf Rechsteiner