27. Oktober 2022  -  Rega Basis Erstfeld            (Text wird nur teils gegendert)

Die Idee zur Rega   https://www.rega.ch/
Früher starben Menschen, die heute dank Soforthilfe durch die Rega vor dem sicheren Tod gerettet werden können. Die einzigartige Erfolgsgeschichte der Rega begann vor 70 Jahren. Der Luzerner Arzt, Dr. med. Rudolf Bucher war damals Mitglied der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft. 1952 hatte Dr. Bucher die Idee, Verunfallte über den Luftweg zu retten, um Verunfallten rascher helfen zu können. In der Folge wurde die Schweizerische Rettungsflugwacht gegründet, die heute jedes Kind unter dem Kürzel «Rega» kennt. Den ersten Helikopter erhielt die Rega im Jahr 1957 als Geschenk vom Schweizerischen Konsumverein.  

Einer der ersten Rega-Piloten wurde der bekannte Flugpionier Hermann Geiger (1899 – 1971), dem die legendäre erste Landung eines Flugzeuges auf einem Walliser Gletscher gelang. Bald darauf wurden erste Helikopterpiloten bei der Royal Air Force in Grossbritannien ausgebildet.  Auch das Fallschirmspringen wurde trainiert, um in unwegsamem Gelände zu Verunfallten zu gelangen. Damals wurden Gerettete in einem unter dem Helikopter befestigten Korb transportiert.

Rega-Gönnerstiftung
1966 wurde das System der Gönnerschaft «geboren», was eine phantastische Expansion ermöglichte. Heute unterstützen die Rega 3,678 Millionen Gönnerinnen und Gönner. Eine Gönnerschaft kostet jährlich 40 Franken. Mit den Gönnerbeiträgen werden 60 % aller Kosten für Patiententransporte gedeckt und 40 % durch Kranken- oder Unfall-Versicherungen. Jährlich übernimmt die Rega über 11 Millionen Schweizer Franken zugunsten ihrer Gönnerinnen und Gönner für Leistungen, die nicht von einer Versicherung getragen werden.

Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Die Rega ist eine private, gemeinnützige Stiftung und keine Versicherung. Daher ist der Gönnerbeitrag entsprechend rechtlich gesehen eine Spende – und ein wichtiger Beitrag, damit die Rega die Luftrettung in der Schweiz sicherstellen kann. Als Dank für diese Unterstützung kann die Rega ihren Gönnerinnen und Gönnern gemäss ihren Gönnerbestimmungen die Kosten einer von ihr selbst durchgeführten oder von ihr organisierten Helikopterrettung in der Schweiz sowie einer medizinisch notwendigen Rückführung aus dem Ausland erlassen, falls keine Versicherung oder andere Dritte dafür aufkommen müssen. Siehe auch https://www.rega.ch/rega-goenner/goenner-werden/goennerbestimmungen

Wenn eine Alarmierung direkt über die Rega-Nummer 1414 erfolgt und die Rega den Helikopter-Einsatz koordiniert, kann sie die Kosten übernehmen, selbst wenn sie den Einsatz nicht selbst fliegt. So zahlt die Rega beispielsweise auch für Einsätze, die im Kanton Wallis durch die dortigen Rettungsorganisationen Air-Glaciers und Air Zermatt geflogen werden, die ähnliche Gönner-Systeme kennen.

Aber Achtung: Wenn eine regionale Sanitätsnotrufzentrale (z.B. 144 AG) gerufen wird, können entstandene Kosten von privaten Rettungsdiensten (die via 144 aufgeboten werden) durch die Rega nicht übernommen werden. Wer die Hilfe der Rega benötigt, sollte in einem Notfall nie zögern, die Rega direkt via Rega-App oder die Rega-Alarmnummer 1414 zu alarmieren.

Rega heute
Die Rega verfügt inzwischen über 14 Standorte, 20 Rettungshelikopter und drei Ambulanzjets. Im Durchschnitt werden täglich 34 Patienten transportiert. Im Notfall wird die Nummer 1414 gewählt, um die Rega-Einsatzzentrale in Kloten zu rufen.

Die Stiftung Alpine Rettung Schweiz (ARS) wurde vom Schweizer Alpen-Club SAC und der Rega gegründet – mit dem Ziel, in Not geratenen und hilfsbedürftigen Menschen in den Bergen zu helfen. Die Rettungsspezialisten Helikopter (RSH) des SAC kommen vor allem im unwegsamen Gelände zum Einsatz und sichern dort die Unfallstelle, damit der Notarzt sich ungehindert dem Patienten widmen kann.

Heute erlernen Rega-Helikopterpiloten ihr Handwerk in modernsten Simulatoren, wo alle möglichen Situationen, inkl. Nachtflüge, umweltschonend (kein Kerosinverbrauch) trainiert werden können (genauso wie Linienpiloten). Dabei wird auch die Zusammenarbeit mit Sanitätern trainiert. Die Rega-Flotte besteht aus zwei Helikoptertypen, auf den Mittellandbasen kommt der «Airbus Helicopter H145» zum Einsatz, auf den Gebirgsbasen der «AgustaWestland Da Vinci». Eingebaut sind modernste Informations-, Mess- und Rettungsgeräte. So z.B. die Navigation zum Umfliegen von Nebelbänken, denn Nebel wird um die Null-Grad-Grenze wegen Eisbildung problematisch. Um Eisbildung zu verhindern, muss der Pilot innerhalb von zwei Minuten die Nebelschicht passiert haben.

Für Einsätze im schwierigen Gelände dient die Rettungswinde für zwei Personen (Arzt und Patient). Jeder Patient, der mittels Seilwinde gerettet werden muss, wird für die erste Notversorgung an einen Zwischenhalt geflogen und in den Helikopter eingeladen, denn der Heli ist ausgerüstet mit zig Geräten zur medizinischen Erstversorgung an Bord. Aufgrund der feststellbaren Verletzungen wird auch entschieden, in welches regionale oder hochspezialisierte Spital der Patient geflogen wird.

Die Blaulichtorganisationen sind schweizweit kantonal organisiert (Telefon 144) und werden von der Rega unterstützt (insbesondere die Verkehrspolizei). Auch nachts, zum Beispiel bei Personensuchaktionen. 

Ambulanzjet
Der Ambulanzjet für Auslandflüge kann 6500 km nonstop fliegen, ist ausgerüstet als fliegende Intensivstation. Aus dem Ausland kann die Rega via Nummer 0041 333 333 333 alarmiert werden. Alle allenfalls nötigen Geräte, je nach Notfallsituation, lagern griffbereit im Rega-Center am Flughafen Zürich. Weil das Ein- und Ausladen eines schwerverletzten oder schwerkranken Patienten über eine Treppe nicht funktioniert, hat die Rega eine ausklappbare Rampe entwickelt. Der Rega-Jet wird auch von Versicherungen engagiert, um z.B. Patienten aus dem Ausland in ein heimisches Spital zu fliegen oder umgekehrt. Selbst für den Transport von Frühgeborenen ist die Rega mit einem Brutkasten (Inkubator) ausgerüstet. Müssen Neu- oder Frühgeborene transportiert werden, stehen spezialisierte Ärzte und Sanitäter und alle dafür notwendigen Geräte zur Verfügung.

Leicht verletzte Patienten, denen im Ausland etwas zugestossen ist, werden auch mit Linienflügen transportiert, begleitet von medizinischem Rega-Personal.

Rega Basis Erstfeld   https://www.rega.ch/im-einsatz/standorte-infrastruktur/rega-8-basis-erstfeld
Die Gebirgsbasis Erstfeld liegt auf 460 Meter über Meer, sehr zentral und wird deshalb oft auch zu Einsätzen in anderen Regionen gerufen. Innerhalb weniger Flugminuten erreichen die Einsatzkräfte ab Erstfeld das Hochgebirge, aber auch das Flachland und die umliegenden Kantone. Im Sommer wird die Rega hauptsächlich wegen Bergunfällen gerufen, im Winter sind es oft verunfallte Wintersportler. Neben Verkehrs-, Arbeits- und sonstigen Unfällen spielen auch Patientenverlegungen von Spital zu Spital eine grosse Rolle.

Ab der Urner Basis Erstfeld werden jährlich rund 900 Einsätze geflogen. 7 – 9 Personen arbeiten auf der Basis, die wie alle andern, zu Notfällen von der Einsatzzentrale im Rega-Center am Flughafen Zürich aufgeboten werden. Ein Pikettdienst (rund um die Uhr) beträgt 48 Stunden, gefolgt von 2 arbeitsfreien Tagen. Ebenfalls wie auf jeder Basis, wird die Wartung der Helis auf der eigenen Basis durch spezialisiertes Personal erledigt. Jede Basis hat seine Sanitäter und arbeitet mit Spitalärzten aus der Region zusammen.

80 % aller Flüge sind Primäreinsätze, d.h. Flüge zu einem Patienten. Ein Patient wird – je nach Fall – in ein spezialisiertes Spital geflogen. Die restlichen 20 % aller Flüge sind Sekundäreinsätze, d.h. Verlegung eines Patienten von einem Spital in ein anderes.

Seit rund 3 Jahren steht in Erstfeld auch ein Notarzteinsatzfahrzeug zur Verfügung, um in Notfällen in der nächsten Umgebung (z.B. in Erstfeld oder Attinghausen) innerhalb kürzester Frist bei einem Notfall-Patienten zu sein. Damit kann der Rega-Notarzt, zusammen mit einem Sanitäter (notfalls auch mit einem Anästhesisten vom Spital) auch dann ausrücken, wenn aufgrund schlechten Wetters das Fliegen weder möglich noch sinnvoll ist.

Genauere Detailinformationen und Bilder finden Interessierte in der Rega-Homepage. Nachfolgend ein paar Bilder vom UNS-Besuch:

15 interessierte UNS-Mitglieder und Gäste posieren vor dem 2014 komplett sanierten Rega-Gebäude der Gebirgsbasis Erstfeld, auf 460 Metern über Meer.  

Hanspeter Baumann informiert über die spannende Geschichte der Rega, welche in zahllosen Notsituationen medizinische Hilfe aus der Luft sicherstellt.

Empfehlenswert ist, die Rega-App auf jedes Handy zu laden, zwecks direkter Rega-Alarmierung, mit automatischer Standortübermittlung (funktioniert notfalls auch per SMS). Sofern der Alarmierende den Standort wegen fehlendem Handyempfang ändern musste, muss der genaue Standort der verletzten Person am Handy möglichst genau beschrieben werden. 

Hanspeter Baumann demonstriert, wie eine Rettung im Fels und/oder Eis abläuft. Zuerst wird der Standort angeflogen, dann öffnet der Sanitäter die Schiebetüre, dreht seinen Sitz, um senkrecht in die Tiefe sehen zu können, weist den Piloten mit Handzeichen zur optimalen Heli-Schwebeposition und lässt den Notarzt an der Rettungswinde in die Tiefe zum Verunfallten gleiten.

Die vom Sanitäter bediente Rettungswinde ist 90 Meter lang, bestehend aus mehreren hier sichtbaren, unglaublich dünnen Spezialkabeln. Das Stahlseil der Rettungswinde trägt bis zu 270kg.

In der Abenddämmerung erleben wir den Anflug des Rettungshelikopters «AgustaWestland Da Vinci». Ein solcher Helikopter mit zwei Motoren kostet rund 10 Millionen Franken.

Blick in die Kabine für Patient, Arzt und Sanitäter. Zahlreiche Hilfsmittel und Geräte sind im Heck untergebracht. Je nach Zielort muss allerdings Ballast aus dem Heli entfernt werden, vor allem weil Hitze und Höhe die Schubkraft eines jeden Helikopters negativ beeinflussen.

Die Rega beschäftigt an 14 Standorten, verteilt auf alle Regionen (neu auch Wallis), total 446 Mitarbeitende. Sämtliche Rega-Einsätze werden von der Einsatzzentrale am Flughafen Zürich aus koordiniert, wo auch die Rega-Jets stationiert sind. Alle Standorte haben zum Ziel, innerhalb von 15 Minuten beim Patienten zu sein.

Text          Anita Herzig
Bilder       René Lang