5. September 2022 - Pilatus Flugzeugwerke, Stans https://www.pilatus-aircraft.com/de
An einem heissen Sommertag, mit knapp unter 30°, treffen sich 35 UNS-Mitglieder und Gäste zum Besuch der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans. Mit dabei sind einige Personen mit Fluglizenzen, d.h. aktive oder ehemaligen Linien- oder Privatflugzeugpiloten.
Die Pilatus Flugzeugwerke AG wurde 1939 in Stans gegründet und hat sich vom einstigen Unterhaltsbetrieb, tätig für die Schweizer Luftwaffe, zu einem international äusserst erfolgreichen privaten Grossunternehmen entwickelt. Pilatus ist die einzige Schweizer Firma, welche Flugzeuge entwickelt und baut. In der nachfolgenden Zusammenfassung erfahren Sie ein paar Details zur eindrücklichen Unternehmensgeschichte. Interessierte finden in der Pilatus-Homepage zahllose weitere Daten, Fakten, Bilder und Details – vom ersten selbst gebauten Kleinflugzeug bis heute.
Bereits 1940 konstruierte Pilatus erste Flugzeuge und der globale Erfolg begann 1959 mit dem begehrten Pilatus Porter PC-6. Aktuelle Flugzeuge sind der PC-12 (das meistverkaufte Turbopropflugzeug seiner Klasse), die Trainingsflugzeuge PC-7 MKX und PC-21 sowie der neue Businessjet PC-24.
Pilatus-Flugzeuge werden in alle Kontinente geliefert. Deshalb wurden in Australien und den USA bereits vor Jahren selbständige Pilatus Tochterfirmen gegründet.
Seit jeher gehört Pilatus zu 100 % Schweizer Eigentümern. Und an der Airport Buochs AG, Homebase von Pilatus, hält Pilatus eine Beteiligung von 50 Prozent. Pilatus-Aktien besitzen aber weder Geschäftsleitungsmitglieder noch Mitarbeitende.
Pilatus ist mit derzeit 2390 Mitarbeitenden der grösste Arbeitgeber im Kanton Nidwalden. Im Flugzeugbau gelten höchste Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Produkte und Dienstleistungen. Das erfordert die absolute Zuverlässigkeit von jedem einzelnen Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin. Um den nötigen Fachkräfte-Nachwuchs aufzubauen, werden in Stans derzeit 143 Lernende in 14 verschiedenen Berufen ausgebildet. Pilatus bietet allen Mitarbeitenden vielseitige Aus- und Weiterbildungsprogramme an, um in der Luftfahrtindustrie eine Karriere stetig weiter zu entwickeln. Siehe https://www.pilatus-aircraft.com/de/career/apprentices.
Die meisten Flugzeugbauteile werden in Stans angefertigt und zusammengebaut. Komponenten wie Triebwerke oder Schleudersitze werden hinzugekauft. Wussten Sie, dass im Sitzkissen eines Schleudersitzes zahlreiche Utensilien zur Rettungsversorgung eingebaut sind?
Nebst Bau, Wartung und Instandhaltung von Pilatus Flugzeugen werden in Stans auch Unterhaltsarbeiten für andere Flugzeugtypen gemacht. So z.B. die Reparatur von Triebwerken.
Mit dem PC-7 MKX und PC-21 bietet Pilatus Luftwaffen Produkte für die Ausbildung von Militärpiloten an. Für die Grundausbildung dienen Flugsimulatoren, die auch von Pilatus selbst hergestellt werden. Trainingsflugzeuge sind als Zweisitzer konstruiert, wovon der hintere Sitz erhöht ist, damit der Fluglehrer jederzeit die Übersicht über seinen Schüler hat. Trainiert werden normale Operationen und angehende Piloten lernen alle nötigen Verfahren in möglichen Notfallszenarien kennen.
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 152 Flugzeuge ausgeliefert (88 PC-12, 17 PC-21, 45 PC-24). Davon dienen rund ¾ privaten und ¼ militärischen Zwecken. Der PC-12 gilt als beliebtestes einmotoriges Geschäftsflugzeug der Welt, gefolgt vom neuesten Modell, dem PC-24 Super Versatile Jet. Dieses Flugzeug hat gegenüber andern Businessjets aussergewöhnliche Vorteile, bietet ein Höchstmass an Flexibilität, völlig neue Innenausbau- und Nutzungsmöglichkeiten nach Kundenwunsch und Bedürfnissen und kann (wie bereits der PC-6 und PC-12) auch auf kurzen Natur- und Graspisten landen und starten.
Mit dem Erfolg stieg auch der Platzbedarf. Heute stehen zahlreiche Verwaltungs- und Produktionshallen zur Verfügung. Alle Pilatus-Gebäudekomplexe wurden durch einheimische Unternehmer erbaut. Die neueren Gebäude bestehen vorwiegend aus hiesigem Holz, als riesige Holz-Bogenhallen. Die vielen Gebäude sind aber nicht nummeriert, sondern tragen Namen, die an Höhenflüge im Schweizer Hochgebirge erinnern: «Dufourspitze», «Matterhorn» und so weiter, vorwiegend mit 4000-er-Gipfelnamen aus allen Schweizer Bergkantonen. Aber auch Regionen ohne 4000-er sind vertreten, so die Ostschweiz mit dem «Säntis» und die Zentralschweiz mit dem «Titlis». Sehr sympathisch!
Nachfolgend ein paar Bilder und Eindrücke unseres Besuches:
Beim Treffpunkt, kurz vor 14 Uhr, ist es sonnig und sehr heiss. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammeln sich deshalb im Gebäudeschatten, nahe der Anmeldung.
Christoph Büeler empfängt uns im Auditorium und informiert uns mittels PowerPoint-Präsentation über die extrem interessante Firmengeschichte der Pilatus Flugzeugwerke AG.
35 Zuhörer:innen folgen aufmerksam den interessanten Informationen von Christoph Büeler mit Bildern, Grafiken, Daten und Fakten. Anschliessend fassen alle eine gelbe Sicherheitsweste für den Rundgang.
In vier Gruppen von 8 – 10 Personen werden wir durch das Unternehmensgelände und die diversen Produktionshallen geführt. Hier startet eine Gruppe im Rohmateriallager, unter Führung von Andrea Lareida.
Im Pilatus-Flugzeugbau wird vorwiegend Aluminium verarbeitet, das auf computergesteuerten Anlagen zugeschnitten wird. Fräsabfälle der Blechbearbeitung werden gesammelt, in eine kompakte Form gepresst und via Altmetall-Märkte der Wiederverwertung zugeführt.
Hier wird uns die Entstehung der «Holmbrücke» für den PC-12 erklärt. Das Bauteil wird in 4,5 Std aus einem 379 kg schweren Block Flugzeug-Aluminium auf ca. 36,7 kg gefräst, im Flugzeug eingebaut, wo es schliesslich die beiden Flügelholme fest verbindet.
Von einer Seiten-Galerie aus, im Obergeschoss einer Holz-Bogenhalle, haben wir perfekte Sicht auf den Zusammenbau der Flugzeuge. Hier oben (auf dem Bild nicht sichtbar) befinden sich auch die Arbeitsplätze für das Zusammenbinden komplexer Flugzeug-Verkabelungen.
Hier stehen wir vor dem neusten Pilatus-Flugzeug, dem inzwischen weltweit begehrten Businessjet PC 24. Der Jet befindet sich hier in der Halle für den Endausbau. Alle Pilatus-Flugzeuge und zahlreiche Innenausbau-Varianten können Interessierte in der Pilatus-Homepage bestaunen.
Interessant ist auch die kleine «Museumsabteilung», wo wir über frühere Flugzeugantriebe und die damaligen technischen Daten informiert werden. Zu sehen sind beispielsweise Propeller mit Gasturbine (von 1965) oder ein riesiger Flugzeugmotor aus dem Jahr 1944.
Hier posiert eine der vier Gruppen vor dem legendären PC-12. Diese Maschine hob am 31.5.1991 zum ersten Flug ab. Seit ihrer Ausmusterung steht sie im Firmengelände, umgeben von neuen Holz-Bogenhallen. Ganz rechts im Bild der UNS-Hoffotograf René Lang.
Text Anita Herzig
Bilder René Lang