5. Juni 2014

Strafanstalt Wauwilermoos, Egolzwil

wauwilermoos.lu.ch

Felix Föhn, Direktor der Strafanstalt Wauwilermoos, führte UNS am 5. Juni durch verschiedenste Räumlichkeiten innerhalb des Gefängnisses und durch Gebäulichkeiten und Anlagen des dazugehörigen grössten Bio-Landwirtschaftsbetriebes der Zentralschweiz, mit einer Nutzfläche von 150 ha.

Bereits während des 2. Weltkrieges entstand im Wauwilermoos ein Interniertenstraflager. Seit 1953 steht die STA am heutigen Standort, wo laufend in den Auf- und Ausbau landwirtschaftlicher Gebäude und Anlagen investiert wurde. 1983 konnten neue Gebäude bezogen und zusätzliche Betriebszweige aufgebaut werden; und 1996 wurde der ganze Landwirtschaftsbetrieb und die Gärtnerei auf biologische Bewirtschaftung umgestellt.

Grundsätzlich verbüssen in der STA Wauwilermoos permanent rund 60 Straftäter ihren Freiheitsentzug im offenen Strafvollzug, d.h. sie können sich tagsüber zwecks Arbeit auf dem Gelände relativ frei bewegen. Es handelt sich um Straftäter, die nicht als gemeingefährlich und/oder fluchtgefährdet gelten. Im Jahr 2013 verbüssten 58 % Schweizer und 42 % Ausländer aus rund 20 Nationen ihre Strafen im Wauwilermoos. Alle Gefangenen sind zur Arbeit verpflichtet. Je nach Eignung arbeiten diese in den verschiedensten Bereichen der Landwirtschaft, Gärtnerei, Schreinerei, Schlosserei, Reparaturwerkstatt für Agro-Maschinen, in der Baugruppe, im Bibliotheks-, Technik- oder Hausdienst. Die Tagesabläufe sind genau vorgegeben.

Der Förderung des sozialen Verhaltens – sowie der Fähigkeit künftig straffrei zu leben – wird besondere Beachtung geschenkt. Zudem werden Gefangene mit ungenügender Bildung auf Volksschulstufe unterrichtet, damit sich die Chancen auf berufliche Eingliederung, nach ihrer Freilassung, erhöhen.

Für alles und jedes gelten klare Regeln und ebenso klare Grenzen. So ist beispielsweise der Konsum von Alkohol und Drogen strikte verboten. Kontrollen finden häufig statt und Sanktionen bei Verstössen sind für die Gefangenen einschneidend: Sperre von Aussenaktivitäten bis hin zu scharfem Arrest.

Seit 2010 dient eines der Gebäude mit 14 Plätzen als Ausschaffungsgefängnis. In 12 m2-Zellen wohnen je zwei Männer im geschlossenen Vollzug – d.h. effektiv hinter Gittern und mit nur einem kleinen ummauerten Hof für Spaziergänge. Gemeinschafträume stehen auch hier zur Verfügung, aber die Ausschaffungshäftlinge werden täglich bereits ab 17 Uhr, bis zum nächsten Morgen, in ihren Zellen eingeschlossen.

Hier ein paar Bilder von unserem Besuch:


Gespannt lauschen wir dem einführenden Referat von Direktor Felix Föhn. Die STA Wauwilermoos ist ein enorm vielfältiges Unternehmen, in dem unterschiedlichste Betriebsbereiche, Aufgaben, Pflichten und Tagesabläufe klar strukturiert und organisiert sind. Hier herrschen glasklare Regeln für Personal und Gefangene, es gibt auch häufige Kontrollen und bei Verstössen Sanktionen.


Auf dem Gelände der STA Wauwilermoos leben rund 70 Milchkühe, 75 Mutterschweine, 50 Rinder, 14 Schottische Hochlandrinder sowie 80 Pferde in Pension.


In der Gärtnerei werden Blumen, Gemüse und Pflanzen produziert, hier z.B. Bio-Erdbeeren, die als Setzlinge verkauft werden. Das Gemüse geht an Migros und Coop und ein kleiner Teil wird im Hofeigenen Bioladen «Möösli» direkt an Konsumenten verkauft.


Heute ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Farbe pink beruhigend wirkt. Eine rundum pinkfarbene Zelle gibt es auch im Wauwilermoos. Darin werden z.B. randalierende Gefangene eingesperrt und hierin kann kaum etwas kaputtgeschlagen werden, denn es gibt keine Möbel und nur ein Not-WC, die Matratze liegt auf einem Betonsockel und die Zelle wird via Kamera überwacht. Ein Sträfling darf jedoch max. 10 Tage in diese Isolationshaft verbannt werden, denn er bleibt täglich volle 23 Stunden eingeschlossen und darf sich nur gerade eine Stunde lang draussen bewegen.


Beim abschliessenden Apéro gab es angeregte Gespräche. Wir danken Felix Föhn, der sich für UNS, für die ganze Führung und die Beantwortung zahlloser Zusatzfragen durch unsere wissbegierigen Mitglieder, sehr viel Zeit genommen hat. Auch ganz herzlichen Dank für den feinen Apéro.


Nachdem wir aus der Strafanstalt in die Freiheit «entlassen» wurden, trafen sich einige noch zum gemeinsamen Nachtessen im lauschigen Garten des Restaurants St. Anton in Egolzwil. Dabei wurde, wie gewohnt, eifrig weiter diskutiert – über Straftäter, In- und Ausländer, den Zürcher Fall Carlos, statistische Zahlen usw. usf. 

Text und Bilder: Anita Herzig