6. Juni 2018

SPZ, Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Nottwil

www.paraplegie.ch

Noch vor 50 Jahren gab es keinerlei Wiederherstellungsmöglichkeiten für Paraplegiker. Diese galten einfach als gelähmt und wurden meist in Pflegeheime abgeschoben. Das Schicksal dieser Abgeschobenen beschäftigte den damals jungen Arzt Guido A. Zäch, und er wollte das ändern. Deshalb gründete Zäch 1976 die Paraplegiker-Stiftung, um seine grossartige Vision finanzieren und umsetzen zu können. Das erklärte Ziel war damals und ist noch heute die Wiederherstellung von Bewegungsfunktionen und die höchstmögliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit von fremder Hilfe für Querschnittgelähmte.

Heute ist das SPZ privat geführt und hat sich zu Europas grösster Spezialklinik für Querschnitt-, Rücken- und Beatmungsmedizin, mit einem weltweit einzigartigen Leistungsnetzt, entwickelt. Im SPZ-eigenen Seminarhotel Sempachersee werden für alle interessierten Unternehmungen und Gruppierungen, aber auch Aus- und Weiterbildungen für medizinisches Fachpersonal durchgeführt. Das SPZ ist sowohl Spital als auch Begegnungs-, Bildungs- und Sportzentrum mit vielseitiger Infrastruktur für Para- und Tetraplegiker, mit lebenslanger Begleitung. Das ganzheitlich Netzwerk sorgt auch für eine lebenslange Begleitung.

René Künzli, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Dienste, informierte und führte uns durch das SPZ. Dank Zächs Bemühungen wird im SPZ seit Jahren an der bestmöglichen Wiederherstellung und Funktionsfähigkeit nach Wirbelsäulenverletzungen geforscht. Im Laufe der Jahre wurden unterschiedlichste Methoden und Hilfsmittel entwickelt, damit sich Querschnittgelähmte möglichst selbständig und unabhängig in der Gesellschaft bewegen können.  

Besucherinnen und Besucher des SPZ nehmen kaum wahr, dass es sich hier eigentlich um ein Spital handelt. Wahrgenommen werden grosszügige Aussensport- und Trainingsanlagen für Rollstuhlsportler, ein riesiger Empfangsbereich mit Restaurant, allenfalls auch das Schwimmbad oder die extragrosse Halle für unterschiedliche Spiele, Trainings und sportliche Wettkämpfe, mit einem grosszügigen Zuschauerbereich.

René Künzli informierte uns im Laufe seines Referats und des Rundgangs über ein paar eindrückliche Details:

  • 1,8 Millionen Personen zahlen jährlich einen Gönnerbeitrag an die zweitgrösste Stiftung der Schweiz.
  • Gönner werden im unfallbedingten Schadensfall mit bis zu 250‘000 Franken für nötige Sofortmassnahmen unterstützt.
  • Das SPZ beschäftigt 1300 Mitarbeitende, hochgerechnet sind dies 1100 Vollzeitstellen für Fachkräfte aus 80 Berufen.
  • In Nottwil werden je rund 50 % Para- und Tetraplegiker behandelt und betreut.
  • Behandelt werden in Nottwil nur erwachsene Personen, ab 16-jährig.
  • Ein Mensch hat 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbel.
  • Die Kosten für die Rehabilitation einer Tetraplegie (Bruch in den Halswirbeln) belaufen sich auf 1 bis 2 Millionen Franken.
  • 59 % der Querschnittlähmungen werden durch Krankheit und 41 % durch Unfälle verursacht. Die Zahl schwer Verunfallter ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen – dank verbesserter Prävention (sicherere Autos, Sicherheitsgurten, Helmtragpflicht für Motorradfahrer etc.) und erhöhter Sensibilisierung der Bevölkerung auf Unfallgefahren.
  • Die Abwärme der zahlreichen technischen Einrichtungen und Geräte wird zu 80 % mit Sempachersee-Wasser gekühlt (das SPZ war vor Jahren die erste und bis heute einzige Unternehmung, welche das Wasser des Sempachersees zur Kühlung nutzt).
  • Die Stiftung unterstütz 27 Rollstuhlclubs.
  • Der administrative Gesamtaufwand in der Stiftung beziffert sich auf lediglich 4 %.

Das Werk von Guido A. Zäch, heute Ehrenpräsident der Stiftung, verdient höchsten Respekt – und unsere Unterstützung.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an René Künzli für die Führung, den grossen Zeitaufwand und die Beantwortung all unserer Fragen.

Nachfolgend ein paar Bilder vom SPZ-Besuch in Nottwil:


Unser Hof-Fotograf René Lang zwischen Irene Suppiger und Anita Herzig, beim vereinbarten UNS-Treffpunkt, vor dem Haupteingang zum Schweizer Paraplegiker Zentrum (SPZ).


René Künzli vom SPZ informiert uns im Auditorium über die Geschichte des SPZ, welches auf Initiative von Dr. Guido A. Zäch entstanden ist und sich zu Europas grösster Spezialklinik für Querschnittgelähmte entwickelt hat.


Guido A. Zäch wollte, dass Querschnittgelähmte optimal in die Gesellschaft integriert werden und viel Raum für Begegnungen zwischen Gesunden und Gelähmten geschaffen wird. Hier ein Blick auf die im Bau befindliche Vergrösserung des rundum verglasten neuen Begegnungs- und Besucherzentrums.


Das SPZ beschäftigt ein beachtliches Team von Radiologen und MTRA (Medizinisch Technische Röntgenassistenten). Nach Unfällen werden Patienten zuerst in einem CT und anschliessend auch noch im MRI geröntgt, um genaueste Bilder von Verletzungen zu bekommen. Von SPZ-Radiologen und einem Gerätehersteller wird derzeit an noch genaueren und heute noch unsichtbaren Krankheits-Erkennungsmerkmalen geforscht.


Alle Therapieräume sind räumlich grosszügig gestaltet, sodass Patienten in Rollstühlen problemlos aneinander vorbeikommen. Bei therapeutischen Massnahmen, zur Verbesserung oder Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit, spielen Ergotherapie sowie orthopädietechnische Hilfsmittel eine zentrale Rolle.


Alle Therapieräume sind räumlich grosszügig gestaltet, sodass Patienten in Rollstühlen problemlos aneinander vorbeikommen. Bei therapeutischen Massnahmen, zur Verbesserung oder Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit, spielen Ergotherapie sowie orthopädietechnische Hilfsmittel eine zentrale Rolle.


An diesem Gerät können Gelähmte an Körper, und Armen fixiert werden, sodass die Beine mittels elektronisch gesteuerter Gehhilfe bewegt werden, insbesondere zwecks Wiederaufbau der Muskulatur.

Text: Anita Herzig
Fotos: René Lang