6. Mai 2015
VMZ - Verkehrsmanagementzentrale Schweiz, Emmenbrücke
Seit dem 01.01.2008 sind nicht mehr die Kantone für die Nationalstrassen verantwortlich, sondern der Bund. Seither steht in Emmenbrücke die Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) des Bundes, die mit 5 weiteren ASTRA-Filialen, 11 Gebietseinheiten und 26 kantonalen Polizeikorps eng zusammenarbeitet. In der VMZ in Emmenbrücke wird der Verkehrsfluss von derzeit über 1811 km auf unseren Nationalstrassen überwacht und zwar Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr. Bei Störungen werden geeignete Massnahmen zur Lenkung, Leitung und Steuerung des Verkehrs getroffen. Dabei ist im Falle von Staus – so wie bei Unfällen sowieso – die enge Zusammenarbeit mit den kantonalen Polizeizentralen (zuständig für alle Kantons- und Nebenstrassen) nötig. Aktuelle Verkehrsinformationen für die Verkehrsteilnehmenden, in Absprache zwischen der VMZ und der örtlichen Polizei, werden elektronisch an die Viasuisse (Tochtergesellschaft der SRG) zur Veröffentlichung durch die Medien (insbesondere Radiostationen) verschickt.
Oberstes Ziel ist, dass der Strassenverkehr möglichst gleichmässig, ruhig, störungsfrei, emissionsarm und sicher fliessen kann. Hierfür werden die neuralgischen Punkte ständig überwacht. Sobald sich der Verkehr staut, kann von der VMZ aus, über verschiedene elektronische Systeme, der Verkehr beeinflusst werden. Automatische Tempo-Harmonisierung, d.h. stufenweise Reduktion der Höchstgeschwindigkeiten über längere Streckenabschnitte und zum Beispiel Pannenstreifenumnutzung (Freigabe des Pannenstreifens als Fahrstreifen), tragen dazu bei, die Verkehrskapazitäten zu erhöhen. Auch die sogenannten Wechselwegweiser (Sperrung einer bestimmten Strecke und Anzeige einer Umleitung) werden von der VMZ aus gesteuert.
Der Verkehrsfluss wird mit derzeit rund 1200 Kameras überwacht. Laufend kommen neue Kameras und Verkehrsmessstationen dazu. Aktuelle Staubilder können zum Teil auch über Internet und Mobiltelefone mit entsprechender App eingesehen werden. Interessant ist die Art der Berechnung von Fahrzeiten bei Staus via «Floating Car Data»; Mobiltelefone und Navigationsgeräte, die in irgendwelchen Autos installiert und im Stau eingeschaltet sind, liefern dazu die entsprechenden Berechnungsdaten. Dadurch kann die Durchfahrtszeit einer bestimmten Strecke zeitlich genau gemessen werden.
Die Lenkung des Schwerverkehrs ist – dank Warteräumen, das heisst die Schaffung von rund 1000 LKW-Abstellplätzen auf der Nord-Süd-Achse – eine Erfolgsgeschichte. Sobald Staugefahr besteht, werden LKWs auf Abstellplätze zwischen Basel und Chiasso geleitet und in zeitlich sicheren Abständen dosiert wieder in den Verkehr eingeschleust.
Am Nationalstrassennetz gibt es – zum Leidwesen zahlloser Motorfahrzeuglenker – schier unzählige Baustellen. Obwohl die Verkehrsharmonisierung bei Baustellen über ein technisch ausgeklügeltes Baustellen-Managementprogramm läuft, gab es im Jahr 2014 (gemäss Jahresbericht des Bundesamts für Strassen) 21541 Staustunden (Tendenz steigend!). Die Ursachen sind vielfältig: Verkehrsüberlastung, Baustellen, Unfälle, Zunahme immatrikulierter Autos und Pendlerverkehr usw. Staus werden also auch künftig nicht vermeidbar sein. Immerhin dürfen zwecks Stau-Minimierung da und dort schon heute (und künftig noch vermehrt) Pannenstreifen als Fahrstreifen benutzt werden. Aber Vorsicht: Das Befahren eines Pannenstreifens ist nur dort gestattet, wo dieser eindeutig als Fahrspur mittels grünem Pfeil signalisiert ist.
Einiges kann in der Komplexität der Verkehrssteuerung noch optimiert werden, so die Zusammenarbeit mit den Kantonen. Diese arbeiten mit unterschiedlichen technischen Systemen, die mit jenen der VMZ (noch) nicht kompatibel sind. Ergo wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis das vom ASTRA anvisierte Ziel erreicht ist, das gesamte Nationalstrassennetz in die Gesamtüberwachung der VMZ zu integrieren.
Franz Exer (Bildmitte) hat uns die gesamte Technik der VMZ anhand einer PowerPoint-Präsentation erklärt und dazu viele Fragen von Teilnehmenden beantwortet, sodass künftig alle mit mehr Wissen und Verständnis für die vielen technischen Geräte an Autobahnen und in Tunnels vorbeifahren werden. Herzlichen Dank!
«Mutter Helvetia» schwingt den Taktstock zur Verhinderung chaotischer Verkehrszustände auf Nationalstrassen.
Insgesamt 18 an Verkehrsleitungsfragen interessierte UNS-Mitglieder lassen sich informieren.
Franz Exer beantwortet bereitwillig und mit sichtlicher Freude all unsere Fragen. Exers Ausstrahlung lässt vermuten, dass in der VMZ ein freundschaftliches Arbeitsklima herrscht.
Zwei Mitarbeiter beobachten neuralgische Verkehrspunkte und werden sofort aktiv, sobald sich ein Stau entwickelt oder wenn sich ein Unfall ereignet.
Einige Teilnehmer/Innen – alle recht durstig – treffen sich zum Abschluss des Events noch in der nahe gelegenen neuen Pizzeria Lux (früher Landhaus) zum Apéro mit anschliessendem Nachtessen.